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Oscar Blumenthal alias "Der blutige Oscar"

Bildquelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/
File:Oscar_Blumenthal_1912.jpg

hat ein sehr eindrucksvolles Lebenswerk hinterlassen, nicht nur als Bühnendichter und Literaturkritiker, er schrieb auch Aphorismen, Epigramme und Gedichte. Umso größer ist die Verwunderung, dass er so ganz und gar vergessen scheint.

Oscar Blumenthal wurde am 13.03.1852 als Sohn eines Kaufmanns in Berlin geboren. Er besuchte das Friedrich-Werdersche Gymnasium und studierte anschließend von 1869 an Philologie in Berlin und ab 1870 in Leipzig. 1875 folgte seine Promotion über Christian Dietrich Grabbe, der mit Georg Büchner zu den Wegbereitern des modernen Dramas gehört. Zuvor gab Blumenthal im Alter von 22 Jahren Grabbes gesammelte Werke und handschriftlichen Nachlass heraus, wodurch er als Literaturwissenschaftler weithin bekannt wurde. In der Folge wurde er auch Mitarbeiter mehrerer literarischer Zeitschriften. Ab 1874 leitete er als Herausgeber und Redakteur die von ihm 1871 gegründete Zeitschrift „Deutsche Dichterhalle“, in der er bis 1883 aktuelle Schriftsteller und ihre Werke veröffentlichte, sowie ab 1875 die „Neuen Monatshefte für Dichtkunst und Kritik“ in Dresden.

Als Leiter des Feuilletons beim „Berliner Tageblatt“ nutzte der bekannte Kritiker von 1875 bis 1887 sein geistreiches Talent für Theaterrezensionen. In dieser Zeit begründete er seinen gefürchteten Ruf: Wegen der Schärfe seiner Theaterkritiken und seines rücksichtslosen Urteils wurde er auch „blutiger Oscar“
genannt.

Nach seiner Zeit beim „Berliner Tagblatt“ eröffnete Oscar Blumenthal 1888 sein eigenes Schauspielhaus, das Lessingtheater, einem pompösen Neorenaissancebau am heutigen Kapelle-Ufer in Berlin, der 1945 zerstört wurde, mit Lessings „Nathan der Weise“. Fast zehn Jahre lang wirkte er als Direktor und wurde als solcher eine feste Größe im Berliner Boulevardtheater. Im Lessingtheater brachte er unter anderem Henrik Ibsens Stücke „Baumeister Solness“ und „Hedda Gabler“, aber auch selbst verfasste Stücke erstmalig auf die Bühne. Es war auch Blumenthal, der Gerhart Hauptmann 1889 mit der Uraufführung seines Dramas „Vor Sonnenaufgang“ zum ersten Bühnenerfolg und damit Durchbruch verhalf.

Von 1894 bis 1895 leitete Blumenthal zudem das Berliner Theater, was ihm seine Doppelstellung als Rezensent und indirekter Beherrscher der Berliner Bühnen einbrachte. Ab 1898 arbeitete er als freier Schriftsteller in Berlin.

Der von Oscar Blumenthal zumeist unter Mitwirkung von Ernst Pasqué, Gustav Kadelburg, Max Bernstein und anderen Mitautoren geschaffene moderne Gesellschaftsschwank beherrschte am Ende der 1890er Jahre die Bühnen. Über die klassische Konkurrenz spöttelte Blumenthal:

„Bei Opern macht oft gleichen Kummer
Das Tonwerk wie das Textgedicht:
Die Dichtung reizt die Lust zum Schlummer,
Doch die Musik erlaubt ihn nicht.“

Das heute noch berühmteste und weltweit erfolgreichste seiner zahllosen Lustspiele ist sicher „Im weißen Rössl“. Er schrieb es während eines Sommeraufenthaltes 1896 in der Villa Blumenthal in der Nähe von Bad Ischl zusammen mit Gustav Kadelburg, die Uraufführung fand 1897 im Lessingtheater statt. Dieses Stück diente dem berühmten gleichnamigen Singspiel von Ralf Benatzky aus dem Jahr 1930 als literarische Vorlage und wird noch heute in verschiedenen Bearbeitungen gespielt.

Als kultivierter Zeitgenosse war Blumenthal zudem von der Schachkunst angetan. Er widmete sich dem anspruchsvollen Spiel der Könige mit großer Leidenschaft und Fantasie. Als bedeutender Schachspieler und Schachkomponist führte er 1902 den Begriff „Miniatur“ für eine Schachkomposition mit höchstens sieben Steinen ein. Er schrieb Schachplaudereien, in denen seine geistreichen Mattaufgaben in Miniaturform die unglaublichen Möglichkeiten des Schachs verdeutlichen.

Oscar Blumenthal war mit Marie Franke verheiratet, beide lebten zuletzt in der Kaiserallee 20, heute Bundesallee, in einem großbürgerlichen Bau von 1909, der dem Krieg zum Opfer fiel. Er starb nur wenige Wochen nach ihr am 24.04.1917 in seiner Geburtsstadt. Begraben sind sie auf dem Jüdischen Friedhof in Weißensee. 

 

Quellen:

Denk mal an Berlin e.V.: https://denk-mal-an-berlin.de/Projekte/F%C3%B6rderprojekte/Grabst%C3%A4tte-Blumenthal
Deutsche Biographie: https://www.deutsche-biographie.de/sfz4815.html
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Oscar_Blumenthal

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